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Die Verbindung von aufklärerischer Vernunft und Wissenschaft

Die Adoption des Vaters der modernen Philosophie (1998) Hans-Peter Schütt

Die Würdigungen zu seinem 400. Geburtstag haben es wieder in Erinnerung gebracht, falls es je vergessen worden sein sollte: René Descartes (1596-1650) ist nun einmal "der Vater der modernen Philosophie". Eher bemüht man sich um neue Interpretationen dieser Formel, als daß man sie fallenließe. In den hier vorgelegten Studien geht es jedoch weder um eine neue Interpretation der Descartes nachgesagten Vaterschaft noch darum, wie diese richtig zu verstehen sei. Es geht um die schlichte Frage, welche modernen Philosophen es eigentlich waren, die in Descartes ihren "Vater" gefunden zu haben meinten, und was sie so sicher machte - hieß es doch sonst in Vaterschaftsfragen stets: pater semper incertus. Die Ungewißheit hätte umso größer sein können, als es nicht unmittelbare Nachkommen oder Erben waren, die bei Descartes den "eigentlichen Anfang" (Hegel) der modernen Philosophie entdeckten, sondern ziemlich weit entfernte, denen wohl bewußt war, daß der "eigentliche Anfänger" einer "Rehabilitation" bedurfte, die die wesentlichen Züge seines Werkes überhaupt erst ins Licht zu rücken hatte. Die Studien in diesem Band zeichnen ein plastisches Bild der von Descartes ausgehenden Wirkungsgeschichte. Sie spannen den Bogen vom Anti-Cartesianismus des 18. zu dem des 20. Jahrhunderts, von Voltaires Polemik gegen Physik und Metaphysik Descartes' bis zu Heideggers Abkehr vom cartesianisch geprägten "Weltbild" moderner wissenschaftlicher Rationalität; und dazwischen erzählen sie die facettenreiche Geschichte der allmählichen Verfertigung und Verbreitung jenes Bildes von Descartes' epochemachendem Beitrag zur modernen Philosophie, das den Vaterschafts-Gemeinplatz auch heute noch so plausibel erscheinen läßt. Verlag Vittorio Klostermann.