Internationale Tagung 18. - 21. 9. 2022 "Bewusstsein mit Leib und Seele"
Internationale Tagung 18. - 21. 9. 2022
Bewusstsein mit Leib und Seele
Ein Symposion zu Hermann Cohens nicht geschriebener Psychologie
Tagungsort:
Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Westend, Norbert-Wollheim-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main
(s. Campus-Map auf der Innenseite des Heftes)
Um uns die Planung zu erleichtern, bitten wir alle außer den Referenten, ihre Teilnahme im Vorfeld des Kongresses
anzumelden: (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. ).
symposium_hermann-cohen_ffm-programm-1.pdf
Das internationale Seminar “Deutscher und russischer Neukantianismus” findet am 18. Februar 2022 um 18 Uhr Moskauer Zeit (16.00 Uhr Amsterdamer Zeit) statt.
Kultur und Freiheit. Über ein Grundproblem des südwestdeutschen Neukantianismus
Christian Krijnen (Vrije Universiteit Amsterdam)
These
Es ist heute vielfach die Rede von Transkulturalität, Multikulturalität, interkultureller Philosophie u.dgl. Diese Rede setzt immer auch einen bestimmten Begriff von Kultur voraus. Was aber ist das, Kultur?
Nicht nur die Gründungsväter der modernen Kulturphilosophie, die Neukantianer, allen voran die Südwestdeutschen (Windelband, Rickert, Bauch u. a.) bringen den Begriff der Kultur als Gegenbegriff zum Begriff der Natur ins Spiel. Heinrich Rickert etwa, das systematische Schulhaupt der südwestdeutschen Neukantianer, definiert geradezu beide Begriffe gegeneinander: Logisch gesehen wird die Wirklichkeit „Natur“, betrachtet man sie mit Rücksicht auf das „Allgemeine“, „Kultur“ indes, wird sie thematisch mit Rücksicht auf das „Besondere und Individuelle“. Aus dem Erkenntniszweck der jeweiligen Erkenntniseinstellung ergibt sich eine bestimmte Qualifikation der Objekte der Erkenntnis: sie sind wertfreie oder wertbehaftete Gegenstände, Natur oder Kultur.
Indem Rickert die Natur der Inbegriff des von selbst Entstandenen (nasci), die Kultur das von nach gewerteten Zwecken handelnden Menschen Geschaffene bzw. um der daran haftenden Werte willen Gepflegte ist, sucht er freilich auch wortgeschichtlich Anschluß an eine lange Tradition, ist Kultur doch dem lateinischen ‚cultura‘ entlehnt, das von ‚colere‘ stammt. Aus der reichen Begriffsgeschichte von Kultur hingegen ist für meine These besonders relevant, daß Kultur dominanterweise als Ergebnis menschlicher Tätigkeit, folglich als Gegenbegriff zur Natur gedacht wird. Insofern bestimmen die Begriffe Natur und Kultur sich wechselseitig. Kultur eignet dann anders als Natur ein „ergologisches Bedeutungsmoment“. Natur und Kultur sind einander also entgegengesetzt. Kultur ist Selbstgestaltung des Menschen und seiner Welt, Natur ist Bestimmtheit durch heteronome Kräfte. Mit dieser Entgegensetzung von Natur und Kultur geht die von Natur und Freiheit einher. Freiheit und Natur werden ebenfalls dominanterweise seit der Antike als Gegensatz konzipiert. Die Kultur als das Reich der Freiheit steht sodann der Natur als dem Reich der (naturgesetzlichen) Notwendigkeit entgegen.
In Auseinandersetzung mit vor allem dem transzendentalen Idealismus des südwestdeutschen Neukantianismus und unter Einbezug des spekulativen Idealismus Hegels, lautet meine These: Der Ursprung der Kultur, also ihre ursprüngliche Bestimmtheit, sollte nicht in der Weise eines Gegensatzes zur Natur konzipiert werden, und damit in der Weise eines Subjekts des Denkens, Tuns und Lassens, das sich selbst gestaltet, indem es seine Welt, die Kultur, gestaltet – er sollte gedacht werden in der Weise einer Manifestation der Idee als des wahrhaft transzendentalen Subjekts qua absoluten Geltungs- und damit zugleich auch Seinsgrundes. Kultur ist primär Manifestation der Idee, nicht Selbstgestaltung des Subjekts. Folglich sind Natur und Kultur beide primär durch ihren ideellen Charakter und der dadurch bestimmten Zuordnungsverhältnisse bestimmt.
Um am Seminar teilzunehmen, folgen Sie diesem Link: https://join.skype.com/Hz0hKoEPzWVx